Chili-Gift der Vogelspinne

Chili-Gift der Vogelspinne

Die Gefährlichkeit von Vogelspinnen wird im Volksmund immer wieder gerne dramatisiert und in aller Ausführlichkeit dargelegt. Hierbei handelt es sich oft um übertriebene Darstellungen, die auf einzelnen unerfahrenen Ereignissen im Umgang mit einer Vogelspinne basieren.

Vogelspinnen sind dabei in der Tat giftig, sind jedoch nicht in der Lage, größere Tiere oder Menschen zu töten. Vorsicht ist alleine dann geboten, wenn die Gefahr eines anaphylaktischen Schocks besteht. Menschen, die eine Allergie gegen bestimmte Insektengifte bzw. -stiche haben, sollten nach einem Biss umgehend Ihren Hausarzt aufsuchen – ebenso Personen, bei denen aufgrund einer Verletzung durch die Klauen der Vogelspinnen Infektionsgefahr besteht. Die offene Stelle könnte zu einem akuten Bakterienherd mutieren.

Tatsache ist jedoch, dass der Biss einer Vogelspinne von vielen Menschen als brennend, pochend und damit schmerzend empfunden wird. Die Medien und die Gerüchteküche nutzen diesen Umstand aus; die Vogelspinne wird zu einem gefährlichen, achtbeinigen Monster.

Chili Con Carne – Schärfe oder sogar Schmerzen?

Beim Verzehr eines Menüs mit Chili Con Carne haben Sie vielleicht ähnliche „brennende“ Erfahrungen gemacht und sich im Umgang mit der verwendeten Chili-Menge verschätzt. Die Besonderheit dabei ist, dass anders als etwa der saure Geschmack einer Zitrone durch Geschmackszonen auf der Zunge bedingt ausgelöst wird, echte Schmerzen empfunden werden. Das hierfür verantwortliche Protein nennt sich Capsaicin, ein Alkaloid, welches dem Organismus ein scheinbares Gefühl von Überhitzung durch vermehrte Durchblutung des Gewebes vermittelt.

Vogelspinnengifte ebenso heiß-schmerzend wie Chilischoten

Auf den ersten Blick scheinen das schmerzende Gefühl eines freiwilligen Bisses in eine Chilischote und der unfreiwillige Biss einer Vogelspinne nichts miteinander gemein zu haben. Allerdings fanden 2006 amerikanische Forscher heraus, dass Tier wie Pflanze auf dieselbe Taktik, bezogen auf Abwehrmaßnahmen gegenüber Fressfeinden, setzen.

Während umfangreicher Nachforschungen ergab sich für das Team um David Julius, dass drei Polypeptide, also Proteine, im Spinnengift verantwortlich sind, indem sie an den Capsaicin-Rezeptor binden und diesen hierdurch zu aktivieren.

Testobjekte der für das Umweltmagazin „Nature“ arrangierten Studie waren die Vogelspinne Psalmopoeus cambridgei sowie die Chilipflanze Capsicum annuum.

Die Bedeutung der Schmerzrezeptoren

Proteine, die Rezeptoren genannt werden, befinden sich an der Oberfläche von menschlichen oder tierischen Neuronen und steuern, ob und wie prägnant eine Nachricht an das Rückenmark oder Gehirn gesendet wird. Ein Schmerzrezeptor löst dabei nur dann ein Aktionspotential aus, wenn ein genau passendes Molekül andockt.

Die sogenannten von Vogelspinnen produzierten Vanillotoxine besetzen hierbei besonders viele Andockstellen, die maßgeblich an der Schmerzweiterleitung beteiligt sind.

Vorteile des Spinnengiftes

Injizierten die Forscher einer Maus jeweils Chilischotenextrakt oder das Gift einer Vogelspinne, zeigte sich stets der gleiche Effekt: Die Stelle schwoll an und brachte dem Tier durch vermeintliche Hitzeeinwirkung Qualen. Im Gegensatz zum Capsaicin docken die drei Peptide der Vogelspinnen an einer anderen Stelle der Rezeptoren an. Nicht nur Säugetiere, sondern auch klein- bis mittelgroße Vögel verspüren an der Bissstelle der Spinne die gewünschten Nebenwirkungen. Die Vogelspinne weiß sich dementsprechend sowohl Säugern als auch Vögeln zur Wehr zu setzen.

Die dokumentierten Entdeckungen werden derzeit weiter untersucht und könnten in naher Zukunft Wissenschaftler dabei unterstützen, Medikamente, die diverse Empfindungen von Schmerz verhindern sollen, zu entwickeln. Das Gift der Vogelspinnen spielt hierbei eine große Rolle beim Erfolg des Projektes.

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